Aron Gurwitsch (17. Januar 1901 - 25. Juni 1973)
Geboren in Wilna. Studierte Psychologie, Philosophie, Mathematik und Physik in Berlin, Frankfurt/M. und Göttingen. 1928 promovierte er in Göttingen über die »Phänomenologie der Thematik«, eine Untersuchung zur Wahrnehmungstheorie und ihrer Entfaltung in der Gestalttheorie und Phänomenologie. Die Habilitation mit der erst 1976 veröffentlichten Studie »Die mitmenschlichen Begegnungen in der Milieuwelt« scheiterte vermutlich aus politischen Gründen. 1929-1933 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Preußischen Wissenschaftsministerium. 1933 Emigration nach Paris, wo er an der Sorbonne Philosophie lehrt. 1940 Emigration in die USA. Dort lehrt er Philosophie, Physik und Mathematik u.a. an der John Hopkins University, der Harvard University und ab 1948 an der Brandeis University. 1959 Ruf an die New School for Social Research als Nachfolger von Alfred Schütz. Daneben leitete er das Husserl-Archiv und hielt sich als Gastprofessor u.a. in Puerto Rico und Mainz auf. Gurwitschs Werk war der Weiterentwicklung der phänomenologischen Konstitutionsanalyse gewidmet und übt wesentlichen Einfluß insbesondere auf die phänomenologische Wissenschaftstheorie aus. Im Archiv befinden sich Kopien seiner gesamten wissenschaftlichen Korrespondenz mit Alfred Schütz. Ein kommentiertes Verzeichnis dieses Briefwechsels liegt vor. Die Korrespondenz beginnt im Pariser Exil 1938, wird in den USA fortgesetzt und endet mit dem Tode von Schütz im Jahre 1959. Sie enthält ausführliche Auseinandersetzungen zum gesamten Problembereich »Phänomenologie und Sozialwissenschaft«. Ihr größter Teil wurde von Richard Grathoff (1985) herausgegeben. Im Nachlaß befinden sich zudem Exzerpte, Manuskripte und Typoskripte aus der gesamten wissenschaftlichen Laufbahn von Aron Gurwitsch. Ein Verzeichnis der Nachlasskopien liegt vor.