Seminar für DoktorandInnen: “Identidad e Identidades”

Seminar für DoktorandInnen: „Identität und Identitäten“

Im Rahmen der akademischen Mobilität von DoktorandInnen und DozentInnen der im Kooperationsnetzwerk eingeschlossenen Universitäten wurde vom 25. Bis 29. Oktober 2010 an der Universität Santo Tomás (USTA, Bogotá, Kolumbien) das Seminar „Identität und Identitäten“ abgehalten.

Zu dieser Gelegenheit finanzierte das Kooperationsnetzwerk vier Mobilitätsstipendien, die die Reise nach Bogotá und damit die Teilnahme am Seminar erlaubten. Es wurden zwei Doktorandinnen der Universität Buenos Aires (UBA, Argentinien), eine Doktorandin der Universidad Nacional de Cuyo (UNCuyo, Argentinien) und ein Doktorand der Universidad de la República (UdelaR, Uruguay) ausgewählt.

Der Aufenthalt mit Vollpension der angereisten Doktoranden wurde von der Universität Santo Tomás getragen, während die Universidad de la República die Leitung des Kurses durch Dr. Felipe Arocena (zusammen mit Dr. Rafael Antolínez Camargo) ermöglichte.

Wir bedanken uns für das Engagement der Mitgliedsuniversitäten des Netzwerks und die ausgezeichnete Bereitschaft aller Teilnehmer.

Dozenten-Team:

Prof. Dr. Rafael Antolínez Camargo, Universität Santo Tomás, Kolumbien

Prof. Dr. Felipe Arocena, Universidad de la República, Uruguay

Zeitaufwand: 20 Stunden

Kurskonzeption:

Das Hauptziel des Kurses ist die Einführung einiger zentraler Theoriediskussionen von der Philosophie und der Sozialwissenschaft ausgehend und Konzepte der Identität und die kulturelle Identität betreffend. Welchen Platz nimmt die Kultur in der Konstitution des menschlichen Wesens an sich und in der Konstruktion von individuellen und kollektiven Identitäten ein? Man geht von der Grundvorstellung aus, dass sich die Kultur aus dem symbolischen Universum der Werte, der Glaubensvorstellungen und Einstellungen zusammensetzt, welche der natürlichen und sozialen Welt einen bestimmten Sinn zuordnen.

„Was bedeutet das?“ lautet die Frage, welche uns direkt und unweigerlich mit der Kultur verbindet. Der Mensch formuliert diese Frage auf allen Ebenen des Lebens, von der tiefgründigsten, die wir uns vorstellen können, wie „Was ist die Bedeutung unseres Lebens auf Welt?“, auf welches sich alle Religionen der Welt versuchen zu beziehen, bis zu den weltlicheren Fragestellungen, wie „Warum zwinkert dieser Typ mit dem Auge?“. Wenn, um zu verstehen was Kultur ist, die Schlüsselfrage „Was bedeutet das?“ lautet, so ist die Frage „Wer bin ich?“ diejenige, die zum Verstehen der Identität führt und welche auf dem kollektiven Niveau „Wer sind wir?“ lautet. Für die Menschen ist die Identität die Sinnquelle und Erfahrung und, wie Calhoun festhält: „Wir wissen von keinem Volk ohne Namen, ohne Sprache, ohne Kultur, in dem sich nicht eine bestimmte Differenzierung zwischen dem Ich und dem Anderen und zwischen dem Wir und dem Sie etabliert. Für die Identitätskonstruktion existieren konfliktgeladenere Zeiten als andere und die Modernität und vor allem die Globalisierung generieren schwierige Herausforderungen, öffnen aber dennoch auch enorme Möglichkeiten. In diesem Sinne werden einige modellhafte Texte analysiert, die diese Probleme der Entfremdung, Ausweisung oder Veräußerung aus der literaturwissenschaftlichen, sozialen und philosophischen Perspektive behandeln. Der Kurs wird zuletzt die vorhergehenden Konzepte und Herausforderungen Lateinamerikas im Speziellen untersuchen; ein konkretes Gebiet auf zwei Kontinente verteilt; mit einer vorherrschenden Sprache, wie dem Spanischen, aber auch mit einer Vielzahl an kürzlich wiedererstarkten indigenen Sprachen; mit einer Mischung aus ursprünglichen und Afrovölkern, dominiert von einer weißen europäisierten Elite; wo der Katholizismus vor allem mit nativen und präkolumbischen Ritualen und dem schnell wachsenden Protestantismus zusammen existiert; eine Region, die außerdem großen ökonomische und soziale Ungleichheiten gegenübersteht, welche Millionen von Lateinamerikaner in die USA hat migrieren lassen.

Kommentare der Teilnehmer:

„Das Seminar war wirklich bereichernd. Aufgeteilt in zwei Module, hat jeder Dozent den anderen mit seiner Perspektive komplementiert und so wurde ein umfangreiches Panorama der lateinamerikanischen Philosophie, Geschichte und Realität geboten.

Das umfangreiche (Lese-) Material und die dynamischen Unterrichtseinheiten haben es uns erlaubt, uns in nur einer Woche Kenntnisse anzueignen, welche die Erwartungen jedes anderen Seminars weit übertroffen haben.

Parallel dazu hat uns die Unterbringung in einem Konvent, das Teilen der Mahlzeiten mit Mönchen und die Möglichkeit Erfahrungen und Visionen mit ihnen auszutauschen in der Ruhe des Ortes den perfekten Rahmen geboten, das Gelernte über den Tag hinweg einbringen zu können.

Zuletzt haben die Einwohner von Bogotá, die Studenten des Seminars wie auch die Einwohner der Stadt in ihrer Gesamtheit, uns ein mehr als warmes Willkommen bereitet. Mit einer Freundlichkeit, die einen jeden Moment überrascht hat, haben sie uns ihre Stadt, ihre Mahlzeiten, ihre Museen, ihrer Kultur gezeigt und haben uns wirklich die Tür zu ihren Leben geöffnet und ich denke es gibt nichts Schöneres als einen Ort durch die Augen dessen kennen zu lernen, der ihn bewohnt.

Vielen Dank an alle Personen, die im Netzwerk arbeiten und mir so die Möglichkeit geboten haben, diese einzigartige Erfahrung zu machen.“

Gisele Kleidermacher, IIGG, FSOC, UBA

„Die Erfahrung des Doktorandenkurses war für mich im Akademischen wie auch im Persönlichen sehr zufriedenstellend. Für uns, die in den Themengebieten der Identität, der Subjektivität und dem theoretischen Rahmen der Kultur und des Multikulturalismus arbeiten, hat dieses Seminar einen soliden Beitrag zu unseren Doktorarbeiten geliefert. Aus Sicht der Organisation bin ich sehr dankbar für die Herzlichkeit und Freundlichkeit, die ich erleben durfte. Ich denke wir haben uns alle sehr wohl und zu Hause gefühlt. Andererseits war es auch eine große Ehre von den Professoren Antolínez und Arocena unterrichtet zu werden, deren akademischen Qualität und Themenbereiche sich perfekt ergänzt haben. 

Meine persönliche Reiseerfahrung betreffend, hatte ich die Möglichkeit weitere Städte, Museen, Theater und Kulturzentren zu besuchen. Ich nehme die lebendige Erinnerung an die Wärme der Kolumbianer, ihres kulturellen Reichtums, der natürlichen Schönheit mit und so bleibt mir ein tiefempfundenes Gefühl der Dankbarkeit für diese Chance.“

Brenda Di Paolo, UNCuyo

„Während meiner professionellen Laufbahn und vor allem während meiner Promotion habe ich an vielen thematischen Modulen an verschiedenen Universitäten teilgenommen. Dieses hat alle bei Weitem übertroffen.

Einerseits war das akademische Niveau exzellent. Beide Kurse, der von Dr. Arocena und der von Dr. Antolínez, hatten ein sehr hohes Niveau an Spezifität und komplementieren sich im Bezug auf Themen und Perspektiven stark. Der Fokus auf Identität und Kultur, in seinen philosophischen und soziologischen Dimensionen, deckte auch über Erläuterungen und die Beteiligung der Teilnehmer verschiedene Jahrhunderte des westlichen und des amerikanischen Denkens intensiv ab. Das Modul setzte einen großen Teil an Vor- und Nachbereitung und eine Abschlussarbeit voraus, die ich im Moment erarbeite. Für mich persönlich und für meine Doktorarbeit waren die Kurse sehr nützlich und das vorgeschlagene Abschlussthema des Moduls gliedert sich perfekt in meine Arbeit ein. In diesem Sinne waren die umfangreiche Bibliographie, sowie der Kurs an sich wirklich bereichernd.

Außerdem war der Austausch mit kolumbianischen Kommilitonen im Seminarraum sehr bereichernd und hat stets zu einem relevanten Dialog eingeladen. Der persönliche Kontakt zu den anderen Stipendiatinnen war sehr gut und auch akademisch konnten wir Verbindungen knüpfen, welche sich in unseren Arbeiten niederschlagen und eine nachhaltige gemeinsame Arbeit über die Zeit ermöglichen werden.

Andererseits war der Empfang, die Unterbringung und die generelle Behandlung von Seiten der Universität Santo Tomás perfekt: Die Bedingungen wie auch die Bereitschaft der beteiligten Professoren waren sehr komfortabel und komplett. Vom ersten bis zum letzten Moment sorgten die Organisatoren mit aller Freundlichkeit für jedes Detail unseres Aufenthalts.“

Sebastián Aguiar, UdelaR

„Die Erfahrung diesen Kurs über Identität und Identitäten im Rahmen des Kulturtheorie-Netzwerkes zu absolvieren war wirklich außergewöhnlich.

Die akademische Erfahrung war sehr ertragreich: An Kursen von Dozenten teilnehmen zu können, mit der Laufbahn und dem Ansehen derer, die sie uns erteilt haben war zweifellos ein Privileg und ein enormer Beitrag zu meiner Bildung wie auch zu meiner Doktorarbeit. So war es sehr bereichernd mit Kommilitonen aus verschiedenen Teilen Lateinamerikas, aus verschiedenen Ausbildungen und Laufbahnen, aber mit gleichen Interessen zusammen zu lernen. Die Diskussionen waren so sehr interessant und nachhaltig.

Auch die Erfahrung einen Doktoranden-Kurs im Ausland, an einer ausländischen Universität, sowie die Erfahrung Bogotá, seine Kultur und seine Menschen kennen zu lernen war außergewöhnlich.“

Florencia Jensen, IIGG, FSOC, UBA