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Der Workshop dient einer Auseinandersetzung mit den „Strukturen der Lebenswelt“ als Analyseinstrument für phänomenologisch-sozialwissenschaftliche Forschungen und beschäftigt sich mit den vielfältigen Anschlussmöglichkeiten für qualitativ-empirische Untersuchungen. Zum einen werden (1) die „Strukturen der Lebenswelt“ insbesondere Thomas Luckmann zufolge in Anlehnung an Edmund Husserl als mathesis universalis verstanden, die eine elementare Struktur allen menschlichen Verhaltens darstellt und somit als tertium comparationis für die empirische, sozio-historisch ausgerichtete Sozialforschung dient. Aus dieser Perspektive muss die phänomenologische Beschreibung der Lebenswelt als „Protosoziologie“ verstanden werden, die das Problem der Vergleichbarkeit historischer Daten löst. Phänomenologie und Soziologie gleichen in diesem Sinne in einer „Parallelaktion“ ihre Erkenntnisse ab, indem die erkenntnistheoretische phänomenologische Fundierung die soziologische empirische Rekonstruktion absichert. Zum anderen wird (2) im Anschluss an Schütz/Luckmann vor allem im US-amerikanischen Kontext die Variante einer „phänomenologischen Soziologie“ vorgeschlagen, die auf das Verstehen, Beschreiben und Analysieren der Lebenswelt abzielt, so wie sie von denjenigen erfahren wird, die in ihr leben. In einer Abgrenzung vom Positivismus und Behaviorismus wird die Suspension der natürlichen Einstellung, die Aufdeckung verdeckter Hintergrundannahmen eingefordert und zum Sehen-der-Phänomene-wie-sie-sind – etwa im Sinne von Harold Garfinkels Ethnomethodologie – aufgerufen.

Im Rahmen des Workshops werden verschiedenartige theoretische Beiträge zur aktuellen Relevanz der „Strukturen der Lebenswelt“ diskutiert, die sich mit den beiden genannten Denkrichtungen einer „Protosoziologie“ und einer „phänomenologischen Soziologie“ befassen. Es sollen jedoch auch theoretische Reflexionen präsentiert werden, die die Idee der Strukturen der Lebenswelt weiterentwickeln und die sich beispielsweise mit einer Erweiterung bzw. Ausdehnung der Lebenswelt aufgrund fortschreitender Medialisierung auseinandersetzen. Darüber hinaus sind angewandt phänomenologische und empirische Beiträge mit einem Fokus auf die Lebensweltanalyse willkommen, die sich auf Themen wie „Technologien“, „Interkulturalität“, „Sinnlichkeiten“, „Ästhetik“, „Emotionen“, „Vergemeinschaftungsformen“, „Machtkonstitution“ etc. konzentrieren. Begrüßt werden außerdem Ideenvorschläge, die sich kritisch mit den „Strukturen der Lebenswelt“ auseinandersetzen und die abweichende Denkperspektiven im Spannungsfeld von Phänomenologie und Soziologie eröffnen.